Bei einer Herzinsuffizienz kann das Herz nicht mehr seine volle Leistung bringen. Das schränkt die Lebensqualität ein und führt häufig sogar zum Tode. Daher ist eine frühzeitige Behandlung sehr wichtig.
Inhaltsverzeichnis: Das erwartet Sie in diesem Artikel
Herzinsuffizienz: Was bedeutet das?
Die Aufgabe des Herzens besteht darin, Blut durch den Körper zu pumpen. Das ist notwendig, um alle Organe mit Nährstoffen und mit Sauerstoff zu versorgen. Dabei gibt es zwei unterschiedliche Kreisläufe. Der erst davon führt das Blut durch die Lunge.
Dabei wird es mit Sauerstoff angereichert. Danach wird es wieder zum Herzen zurückgeführt. Danach wird es zu allen weiteren Organen geleitet – beispielsweise zum Gehirn, zu den Nieren und zur Leber. Darüber hinaus versorgt sich das Herz selbst mit Blut.
Ein funktionierender Blutkreislauf ist nicht nur notwendig, um den Organen Sauerstoff zuzuführen. Darüber hinaus ist der Verdauungstrakt darin eingebunden. Hier nimmt das Blut alle lebenswichtigen Nährstoffe auf und transportiert sie daraufhin ebenfalls an ihren Bestimmungsort.
Das Herz ist der Motor des gesamten Systems. Wenn es vollständig ausfällt, führt das innerhalb von wenigen Minuten zum Tod. Allerdings ist es auch möglich, dass es zwar weiterhin funktioniert, dabei jedoch nicht die gewohnte Leistung liefert.
In diesem Fall spricht man von einer Herzinsuffizienz. Das bedeutet, dass es zunächst nicht zu einer vollständigen Einstellung der Versorgung kommt, die zum Tode führen würde. Jedoch kommt es zu einer Unterversorgung, die ebenfalls schwere Folgen haben kann. Wenn diese so stark ausgeprägt ist, dass sie die lebenswichtigen Organe nicht mehr im notwendigen Umfang versorgen kann, führt sie ebenfalls zum Tod.
Eine der häufigsten Todesursachen in Deutschland
Die Herzinsuffizienz ist eine schwere Krankheit, die in vielen Fällen tödlich endet. Dennoch ist sie im Bewusstsein der Bevölkerung kaum verankert.
Wenn man fragt, vor welchen Krankheiten sich die Menschen in Deutschland am meisten fürchtet, ist die häufigste Antwort:
- Krebs.
- Danach folgen Alzheimer
- und weitere Demenzkrankheiten
- sowie der Schlaganfall.
Dennoch zählt die Herzinsuffizienz zu den häufigsten Todesursachen in Deutschland.
Im Jahr 2016 stand sie in dieser Statistik an dritter Stelle.
Häufigste Todesursachen in Deutschland (in Prozent) Koronare Herzkrankheit | 7,9 |
Herzinfarkt | 5,3 |
Lungen- und Bronchialkrebs | 5 |
Herzinsuffizienz | 4,4 |
Demenz | 3,7 |
Sonstige chronische obstruktive Lungenkrankheit | 3,3 |
Hypertensive Herzkrankheit | 2,6 |
Brustkrebs | 2,1 |
Ungenaue Todesursache | 2 |
Bauchspeicheldrüsenkrebs | 2 |
Diese Auflistung zeigt, dass die Krankheiten, vor denen sich die Menschen in Deutschland am meisten fürchten, nicht unbedingt die häufigsten Todesursachen darstellen. Einer der Gründe dafür, dass sich viele Menschen vor einer Krebserkrankung fürchten, könnte daran liegen, dass diese mit einem starken Leiden verbunden ist.
Die Symptome der Herzinsuffizienz hingegen empfinden die meisten Menschen als gewöhnliche Alterserscheinung. Dennoch beeinträchtigt auch diese Krankheit die Lebensqualität deutlich und ist für viele Todesfälle verantwortlich.
Akute und chronische Herzinsuffizienz ( Video)
Bei dieser Krankheit ist es wichtig, zwischen einer chronischen und einer akuten Ausprägung zu unterscheiden. Bei einer chronischen Herzschwäche handelt es sich um einen schleichenden Prozess. Die Symptome sind dabei nur in geringem Umfang zu bemerken.
Viele Patienten halten sie für normale Alterserscheinungen. Außerdem sind die Beschwerden nur bei erhöhter körperlicher Belastung zu spüren. Das bedeutet, dass sie zwar die Lebensqualität einschränken – zunächst allerdings in sehr geringem Umfang.
Allerdings kommt es häufig vor, dass sich die Insuffizienz des Herzens im Laufe der Jahre verschlimmert – insbesondere wenn sie nicht behandelt wird. Wenn die Herzschwäche so stark ausgeprägt ist, dass sie die lebenswichtigen Organe nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgen kann, dann spricht man von einer akuten Herzinsuffizienz. Diese ist lebensbedrohlich. In diesem Fall ist es notwendig, sofort einen Notarzt zu verständigen.
Video: Herzinsuffizienz besser verstehen
Verschiedene Ausprägungen der Herzinsuffizienz ( Video)
Der Begriff Herzinsuffizienz ist nicht ganz eindeutig. Dahinter verstecken sich mehrere mögliche Krankheitsbilder, die in ihren Symptomen jedoch sehr ähnlich sind.
Zum einen ist es wichtig, zu unterscheiden, in welcher der beiden Herzkammern das Phänomen auftritt. Wenn die rechte Herzkammer betroffen ist, spricht man von einer Rechtsherzinsuffizienz. Diese führt dazu, dass der kleine Blutkreislauf, der das Blut durch die Lunge führt und auf diese Weise mit Sauerstoff anreichert, geschwächt ist.
Dabei kommt es zu einem Rückstau des Blutes vor dem rechten Vorhof, der sich häufig an erweiterten Blutgefäßen am Hals und an den Beinen bemerkbar macht. Außerdem kommt es zu Flüssigkeitsablagerungen an den Knöcheln.
Bei einer Linksherzinsuffizienz ist hingegen die linke Herzkammer betroffen. Das bedeutet, dass der Rückstau im Lungenkreislauf auftritt. Das führt zu Wassereinlagerungen in der Lunge. Außerdem gibt es die globale Insuffizienz, die beide Herzhälften betrifft.
Darüber hinaus gibt es noch ein weiteres Unterscheidungskriterium: Bei einer systolischen Insuffizienz kann sich der Herzmuskel nicht mehr so stark zusammenziehen, wie gewohnt. Das reduziert die Pumpleistung. Wenn es sich hingegen um eine diastolische Insuffizienz handelt, dann bedeutet das, dass sich der Herzmuskel nicht mehr im gewohnten Umfang weiten kann. Das führt dazu, dass er weniger Blut aufnimmt, sodass sich die Leistung ebenfalls reduziert.
Video: Leide ich an Herzinsuffizienz? – 3 Symptome für eine Herzschwäche | Gerne Gesund
Mitralinsuffizienz: Eine weitere Form der Schwächung des Herzens
Darüber hinaus gibt es noch eine weitere Krankheit, die sehr ähnliche Symptome wie die Herzinsuffizienz aufweist: Die Mitralinsuffizienz. Dabei handelt es sich um ein Problem der Herzklappen. Diese verschließen den Zugang zum Herzen, wenn es sich zusammenzieht. Dadurch verhindern sie, dass sich das Blut in die falsche Richtung bewegt. Wenn die Herzklappen geschädigt sind, fließt jedoch bei jedem Herzschlag ein Teil des Bluts zurück in den Körper.
Das reduziert die Pumpleistung, weshalb die Symptome sehr ähnlich wie bei einer gewöhnlichen Insuffizienz sind. Daraus folgt, dass sich der Herzmuskel vergrößert und dadurch seine Leistungsfähigkeit einbüßt. So kann sich eine gewöhnliche Herzinsuffizienz entwickeln, die das Krankheitsbild weiter verschlimmert. Darüber hinaus vergrößert sich der Vorhof des Herzens. Das führt häufig zu Vorhofflimmern.
Das Vorhofflimmern kann wiederum Infarkte oder Schlaganfälle auslösen. Aufgrund der ähnlichen Symptome ist es sehr wichtig, genau zwischen Herz- und Mitralinsuffizienz zu unterscheiden, um eine geeignete Behandlung einzuleiten.
Unterschiedliche Ausprägung bei Frauen und Männern
Wenn man diese Krankheit betrachtet, fällt auf, dass sie bei Frauen und bei Männern unterschiedlich verläuft. Für Frauen ist das Risiko, an Herzinsuffizienz zu sterben, deutlich höher als bei Männern.
Das zeigt folgende Statistik.
Todesfälle pro 100.000 Einwohner durch Herzinsuffizienz | 1999 | 2014 |
Frauen | 104,4 | 68,9 |
Männer | 57,9 | 40,3 |
Demnach war die Zahl der Sterbefälle pro 100.000 Einwohner im Jahre 1999 bei Frauen beinahe doppelt so hoch wie bei Männern. Das ist insbesondere deshalb auffällig, da die Zahl der Erkrankungen bei beiden Geschlechtern etwa gleich ist. Ein möglicher Grund für die Ungleichverteilung besteht wahrscheinlich darin, dass Herzprobleme meistens Männern zugeschrieben werden.
Beim Herzinfarkt und bei der koronaren Herzkrankheit treten bei Männern deutlich mehr Fälle auf als bei Frauen. Daher rechnen Frauen häufig nicht damit, dass ihr Herz ernsthaft geschädigt sein könnte und gehen deshalb nicht rechtzeitig zum Arzt.
Das reduziert die Heilungschancen. Ein weiterer Grund für die höhere Sterblichkeit bei Frauen besteht darin, dass hierbei die diastolische Insuffizienz deutlich häufiger ist als bei Männern. Diese Ausprägung ist jedoch wesentlich schwerer zu behandeln, sodass die Überlebenschancen dabei geringer sind.
Die Tabelle zeigt außerdem, dass sich die Zahl der Todesfälle im Jahr 2014 nicht nur deutlich reduziert hat. Darüber hinaus hat der Unterschied zwischen Frauen und Männern stark abgenommen.
Welche Ursachen führen zur Herzschwäche?
Die Ursachen für die Insuffizienz des Herzens sind sehr vielfältig. Häufig geht ihr ein Herzinfarkt voraus. Dabei stirbt ein Teil des Gewebes ab und außerdem kommt es zu Narbenbildungen. Deshalb ist der Muskel nach einem Herzinfarkt deutlich weniger leistungsfähig. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, dass eine koronare Herzkrankheit die Insuffizienz verursacht.
Ablagerungen an den Gefäßwänden können dabei die Sauerstoffversorgung des Herzmuskels beeinträchtigen und dadurch seine Leistungsfähigkeit einschränken.
Aus diesen Gründen sind die Risikofaktoren für die Herzinsuffizienz die gleichen wie bei Herzinfarkt und koronarer Herzkrankheit:
- hoher Blutdruck,
- rauchen,
- Diabetes
- und hohe Blutfettwerte.
Darüber hinaus kommt die bereits beschriebene Mitralinsuffizienz als Ursache infrage.
Die Symptome
Im Frühstadium erkennen Sie diese Krankheit daran, dass Sie schnell ermüden und dass Ihre Leistungsfähigkeit sinkt. Stärkere körperliche Anstrengungen führen zu Atemnot. Wenn die Insuffizienz weiter fortgeschritten ist, verspüren Sie die Atemnot selbst bei leichter Belastung oder sogar in Ruhe.
Ein weiteres Anzeichen für eine Herzschwäche ist ein niedriger Blutdruck. Des Weiteren können sich die Lippen und die Nagelbetten blau färben. Weitere Symptome sind ein starker nächtlicher Harndrang sowie Schwellungen an den Knöcheln und Unterschenkeln. Darüber hinaus kann es zu Herzrasen und zu Herzrhythmusstörungen kommen.
Die Behandlungsmöglichkeiten
Die Behandlungsmöglichkeiten bei Herzinsuffizienz sind sehr vielfältig. An erster Stelle steht dabei in der Regel eine Umstellung des Lebensstils. Sie sollten sich regelmäßig bewegen und auf tierische Fette und Salz verzichten. Außerdem ist es empfehlenswert, das Rauchen aufzugeben und den Alkoholkonsum zu reduzieren.
Darüber hinaus gibt es verschiedene medikamentöse Therapien – beispielsweise mit Betablockern oder ACE-Hemmern. Auch chirurgische Maßnahmen können helfen. Die Ballondilatation ermöglicht es beispielsweise, verengte Gefäße zu erweitern. Ein Stent hält sie dauerhaft offen und ein Bypass ermöglicht einen alternativen Weg für die Blutversorgung. In besonders schweren Fällen ist eine Herztransplantation notwendig.
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